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Vom Krebs geheilt – und dann?

Die Langzeitnachsorge von ehemals krebskranken Kindern, die jetzt im Erwachsenenalter sind, gehört zu den wichtigsten Herausforderungen in der onkologischen Versorgung. Denn aufgrund von möglichen Spätfolgen der Behandlung, die auch noch Jahrzehnte nach Diagnose auftreten können, muss für die Betroffenen eine spezielle Nachsorgestruktur geschaffen werden. Die Gert und Susanna Mayer Stiftung fördert nun ein innovatives Projekt, mit dem der Aufbau entsprechender Strukturen erreicht wird.

 

Die Heilungschancen von krebskranken Kindern und Jugendlichen sind in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert worden. Doch von der Krebserkrankung geheilt, bedeutet keineswegs gesund zu sein. Denn die Therapien können auch noch viele Jahre nach Behandlungsende Spätfolgen verursachen, die zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität führen. Diese Spätfolgen können unterschiedliche Organe betreffen und reichen von leichten Beeinträchtigungen bis zu schweren Komplikationen und Erkrankungen, wie einer neuen Krebserkrankung. Viele der ehemaligen Patienten wissen allerdings nicht, dass für sie ein Risiko zur Entwicklung von Spätfolgen besteht, da sie erwachsen sind und im Laufe der Zeit den Kontakt zur Kinderonkologie verloren haben. Aber auch, weil das Wissen um die Thematik erst innerhalb der letzten 20 Jahre entstanden und durch Studienergebnisse abgesichert ist. Als Zielgruppe der Langzeitnachsorge sind aus heutiger Sicht insbesondere die Personen wichtig, die bis Mitte der 1990er-Jahre als Kind an Krebs erkrankten.

 

Dazu ein Beispiel: Wer in den 1970er-Jahren als Kind an Leukämie erkrankte, bekam zusätzlich zur Chemotherapie immer eine Schädelbestrahlung. Da dies damals die einzige Methode war, um den Behandlungserfolg abzusichern, blieb den Ärzten keine andere Möglichkeit, als die Strahlentherapie einzusetzen. Gleichzeitig war ihnen bewusst, dass durch diese Maßnahme auch Probleme verursacht werden können, wie kognitive Einschränkungen oder Hirntumoren. Im Laufe der 1980er-Jahre wurde daher zunächst die Dosis der Bestrahlung reduziert und seit Beginn der 1990er-Jahre werden nur noch die Kinder mit Strahlentherapie behandelt, die ein hohes Rückfallrisiko haben. Gleichzeitig wurde als Ausgleich dieser Maßnahme aber die Dosis von einigen Medikamenten in der Chemotherapie erhöht. Daraus resultiert dann wieder ein Risiko für andere Spätfolgen. Mögliche Folgeerkrankungen sind immer vom Behandlungsprotokoll abhängig, das zum Zeitpunkt der Krebserkrankung dem aktuellen Stand des Wissens entsprach.

 

Aufgrund der stetig steigenden Zahl von Überlebenden einer Krebserkrankung im Kindesalter bildet die Langzeitnachsorge dieser Personen einen ganz wichtigen Baustein innerhalb der kinderonkologischen Versorgung. Allerdings gibt es dazu in Deutschland bislang noch keine flächendeckenden Angebote für ehemals krebskranke Kinder, die im Erwachsenenalter sind. Deshalb fördert die Gert und Susanna Mayer Stiftung im Jahr 2020 ein innovatives Projekt: „Aufbau, Evaluation und Implementierung von Nachsorge-Strukturen für ehemals krebskranke Kinder und Jugendliche, die nun erwachsen sind.“ Das Projekt soll deutschlandweit an 8 Universitätskliniken umgesetzt werden, aus der Region sind die Standorte Bonn und Essen beteiligt. Ziel des Projekts ist es, Folgeerkrankungen so früh wie möglich zu erkennen, um diese bestmöglich behandeln zu können.